Enquete-Kommission im Ahrtal: Wald- und Landwirtschaft als Schutz vor künftigen Katastrophen naturnah gestalten

Die Enquete-Kommission „Zukunftsstrategien zur Katastrophenvorsorge“ hat im Ahrtal Projekte zur Verbesserung des natürlichen Wasserrückhalts besucht.

Dazu erklärt Dr. Lea Heidbreder, GRÜNE Obfrau und Vorsitzende der Enquete-Kommission:


„Die heute besuchten Maßnahmen im Forstrevier Boos zeigen beispielhaft, wie ein ökologisch nachhaltiger Mischwald und ein Waldwegenetz mit wegebegleitenden Gräben den Abfluss von Wasser verringert, die Grundwasserneubildung unterstützt und zusätzlichen Schutz vor Sturzfluten leistet. Auch eine nachhaltige Landwirtschaft verbessert die Speicherfähigkeit des Bodens entscheidend, wie uns im Weinbaugebiet Mittelahr vor Augen geführt wurde. Schon ackerbauliche Maßnahmen wie begleitende Saaten zur Minderung der Erosion können die Bodenstruktur und Fruchtbarkeit verbessern. Eine naturnahe Forst- und Landwirtschaft muss deshalb gerade auch im Einzugsgebiet der Ahr Priorität haben, um Spitzen bei Starkregenereignissen abzufedern.

Unser heutiger Besuch im Ahrtal hat damit auch eine allgemeine Erkenntnis in Zeiten der Klimakatastrophe bestätigt: Ob Dürre, Waldbrand und Trinkwasserknappheit, ob Starkregen und Überflutungen – immer spielt bei wetterbedingten Naturkatastrophen unser Umgang mit dem Wasser eine zentrale Rolle. Gerade für unsere Mittelgebirgsregionen in Rheinland-Pfalz ist entscheidend, dass Wasser nicht ungenutzt abfließt, sondern auch vor Ort versickert. Ein naturnaher Boden hält Wasser bei Starkregen zurück und schützt vor Überschwemmungen, und in Zeiten der Dürre ist er ein Garant dafür, dass wertvolles Trinkwasser nicht einfach abfließt sondern vor Ort verfügbar bleibt. Mit unserem Einsatz für naturnahe Böden können wir deshalb nicht nur die Folgen künftiger Wetterkatastrophen abmildern, sondern auch das Risiko von Ernteausfällen erheblich senken. Ein nachhaltiger Wasserhaushalt kann gleichzeitig im akuten Fall eines Waldbrands den Ausschlag geben, wenn Löschwasserteiche und Zisternen ausreichend gefüllt sind.

Rheinland-Pfalz hat in den vergangenen Jahren bei der naturnahen Gestaltung des Waldes große Fortschritte gemacht und ist Vorreiter beim Misch- und Laubwald. 60 Prozent des Waldes im Land sind bereits Laubwald, die in der Vergangenheit gepflanzten Monokulturen der Fichte sind auf dem Rückzug. Das Klimaschutzministerium des Landes fördert bereits Maßnahmen für einen besseren Wasserrückhalt im Wald in den Forstämtern Ahrweiler, Adenau und Soonwald. Um wasserspeichernde Böden dauerhaft wiederherzustellen, brauchen wir in Zukunft aber auch noch mehr Forschung, wie etwa im Rahmen des Programms Klimawald 2100.“