Nach ergebnislosen Bürgerdialogen in der vergangenen Legislatur wurde die Königstraße im letzten Jahr unter der neuen Klimakoalition in einem ersten Schritt durch ordnungsrechtliche Maßnahmen verändert: Die Einbahnstraße wurde für den gegenläufigen Radverkehr geöffnet, eine Wanderbaumallee in der Straße aufgestellt und mehr Sitzgelegenheiten geschaffen. Nun sollen auf diese Veränderungen im Rahmen der „Neuen Innenstadtmobilität“ in einem weiteren Schritt auch bauliche Veränderungen folgen. Erste Planungen wurden dazu im letzten Mobilitätsausschuss des Stadtrates von der Verwaltung vorgelegt.
Die Planungen umfassen drei Varianten. Eine erste Variante sieht die bauliche Umsetzung des Status-Quo vor. Der Verkehrsraum soll in Gehwege, Parkstreifen und Fahrbahn unterteilt bleiben. Die wechselseitige Anordnung der Parkplätze ermöglicht das gegenläufige Radfahren auf der Fahrbahn. Für alle gilt eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30km/h.
In der zweiten Variante wird eine Fußgängerzone von der Martin-Luther-Straße bis zur Zeughausgasse vorgeschlagen. Das Radfahren bleibt weiterhin in beide Richtungen erlaubt. Im restlichen kurzen Teil der Königstraße (Martin-Luther-Straße bis Kreisverkehr Reiterstraße) wird der Straßenraum wie gehabt in Gehwege, Parkstreifen und Fahrbahn unterteilt.
Die dritte Variante erklärt die Königstraße zur Geschäftsstraße mit Multifunktionsstreifen. Zur Aufteilung des Straßenraums wird in der Mitte der Straße ein Multifunktionsstreifen angelegt. Dieser kann für Fahrradabstellanlagen, Autoparkplätze, Bäume, Pflanzbeete, Außengastronomie, Spiel- und Verweilmöglichkeiten genutzt werden. Der Radverkehr entgegen der Einbahnstraße wird auf einem getrennten Radstreifen ermöglicht. In Richtung der Einbahnstraße (nach Norden) teilen sich Rad, Auto & Co weiterhin eine Fahrbahn. Die Geschwindigkeit in der Straße wird auf Tempo 20 begrenzt („verkehrsberuhigter Geschäftsbereich“).
Alle Materialien zum aktuellen Planungsstand finden sich auch im Bürgerinfoportal der Stadt.
Wie ist die GRÜNE Position zum Umbau der Königstraße?
Wir freuen uns über den Schwung, der nun in die Umgestaltung der Königstraße kommt. Als zentrale Nord-Süd-Achse in der Stadt erfüllt sie eine wichtige Mobilitätsfunktion für den Radverkehr. Hinzu kommt ihre Bedeutung als Einzelhandelsstandort und ein immer stärker werdender gastronomischer Sektor. Der Multifunktionsstreifen in der dritten Variante greift genau diese unterschiedlichen Bedürfnisse auf, indem er Flexibilität in der Nutzung schafft. Damit können individuelle Wünsche in Absprache mit Anwohnenden, Einzelhandel, Dienstleistungsgewerbe und Gastronomie aufgegriffen werden. Es wäre ein Novum für die Südpfalz, das in anderen südeuropäischen Ländern schon vielerorts für attraktive Innenstädte sorgt.
Auch die Trennung von Radverkehr und Fahrbahn ist ein großer Vorteil der dritten Variante. So ist ein konfliktfreies Nebeneinander verschiedener Verkehrsteilnehmer*innen gewährleistet. Auch die Kennzeichnung eines „verkehrsberuhigten Geschäftsbereich“ mit Tempo 20 begrüßen wir.
Ein Problem der Königstraße ist derzeit noch der Durchgangsverkehr, der die Atmosphäre in der Straße belastet. Viele Autofahrende nutzen sie als Durchgangsstraße ohne ein direktes Ziel in der Königstraße anzusteuern, obwohl mit der Weißquartierstraße eine gute und schnellere Alternativroute zur Verfügung steht. Um u.a. dieses Problem aufzugreifen, schlagen wir eine Anpassung der Variante 3 vor.
Unser Vorschlag
Die Königstraße zeichnet sich durch unterschiedlich genutzte Zonen aus: während in der Mitte viel Einzelhandel zu finden ist, ist im südlichen und nördlichen Teil vor allem Gastronomie angesiedelt. Aufbauend auf Variante 3 planen wir GRÜNE in unseren Vorschlag zwei kurze Abschnitte ein, die als Fußgängerzone ausgewiesen werden. Diese sollen zum einen von der Martin-Luther-Straße bis zur Neumühlgasse und zum anderen von der Theater- bis zur Kramstraße reichen (siehe Abbildung). Diese Bereiche sind schon jetzt sehr stark gastronomisch genutzt und können mehr Stadtgrün und größere Bereiche für Außengastronomie brauchen.
Verkehrlich erfordert unser Vorschlag die Umkehr der Einbahnstraßenrichtung von Neumühlgasse und Rosengasse, um gemeinsam mit Ostbahnstraße und Augustinergasse vier Zubringer zum mittleren Bereich der Königstraße vorweisen zu können. In diesen Gassen finden sich zudem schon jetzt mehr Parkmöglichkeiten als in der Königstraße selbst. Abgeleitet werden soll der Verkehr über die Zeughausgasse, auf die das ebenso zutrifft. So sind die Einzelhandelsbereiche der Königstraße gut mit dem Auto erreichbar, der problematische Durchgangsverkehr wird sich auf Weißquartierstraße und Ostring verlagern, die als Vorrangrouten für den Autoverkehr ausgebaut sind.
Mehr Grün mit vielen Bäumen und auch Spielbereiche sind in (diesen Bereichen) der Königstraße realisierbar. Mit der angepassten Variante 3 behält die Königsstraße den Charakter einer Einkaufsstraße, lädt mit mehr Aufenthaltsqualität und Verkehrsberuhigung zum Bummeln und Verweilen ein und trägt zu einer lebendigen Innenstadt der Zukunft bei.
Für Anwohnerinnen und Anwohner bleiben natürlich eigene Parkplätze trotz der kleinen Fußgängerzonenbereiche anfahrbar. Die privaten Zufahrten sollten im Verwaltungsvorschlag so angepasst werden, dass auch baulich klar wird, dass es sich hier nicht um Park- oder Multifunktionsflächen handelt, um Konflikte zu vermeiden. Zusätzliche Bäume können unserer Meinung nach zudem diese Bereiche besser abgrenzen. Für Müllabfuhr, Feuerwehr, Lieferdienste und Anlieferungen der Einzelhandelsunternehmen bleibt der Bereich ebenfalls anfahrbar. Bezüglich des Radverkehrs schlagen wir in den Fußgängerzonenbereichen dieselbe Lösung wie am Stiftsplatz vor und wünschen uns die Prüfung eines mittig verlaufenden Streifens für den Radverkehr in beide Richtungen.
Wir sind gespannt auf die Diskussionen zu den verschiedenen Varianten – über Kontaktaufnahme zu dem Thema, über Anregungen und Ideen freuen wir uns.